Schienen-Pläne für Bottrop: Große Pläne, kleine Münze

Sven Hermens

Jüngst wurde im Mobilitätsausschuss des Ruhrparlamentes das „Zielnetz 2040“ für den schienengebundenen Nahverkehr vorgestellt. Das könnte große Verbesserungen für Bottrop bringen. Die Finanzierung durch Land und Bund steht allerdings in den Sternen - obwohl dort jeweils Grüne regieren.

Für Bottrop könnten die Pläne bedeuten: Einen neuen Haltepunkt im Bottroper Süden für die neue S-Bahn Linie 43. Sie soll Bottrop von Westen nach Osten mit Sterkrade, Gelsenkirchen-Schalke und Horst, Herten, Wanne-Eickel und Dortmund verbinden. Ferner soll die neue Linie S22 - weitgehend parallel zur S9 verlaufend - für einen dichteren Takt auf der Strecke von Hagen über Essen und Bottrop nach Recklinghausen oder nach Haltern sorgen.

Der RE14 - heute von Borken oder Coesfeld bis Essen - würde künftig den RE16 ersetzen. Das könnte einen direkten Anschluss an die Städte Bochum und Iserlohn für Bottrop herstellen.

Die Linie RE44 soll künftig halbstündlich zwischen Dorsten, Bottrop, Oberhausen, Duisburg und Moers verkehren. Den Plänen zufolge könnte diese Linie auch im Stundentakt Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn bedienen.

Recklinghausen Hauptbahnhof sowie Haltern sollen künftig halbstündlich statt stündlich mit der S9 bzw. S22 aus Bottrop erreichbar sein. So besteht Anschluss in die Richtungen Münsterland und OWL.

Zu diesen Plänen erklärt Sven Hermens, Ratsherr und Mitglied des Verkehrsausschusses: “Falls diese Pläne umgesetzt werden, wäre das ein Gewinn für die Verkehrswende in Bottrop. Die Verbindung zum Niederrhein, die Anbindung an die Hauptbahnhöfe Bochum und Dortmund sowie die für Berufspendler attraktive S43 durch den Bottroper Süden sowie viele große Ruhrgebietsstädte sind dringend nötige Ergänzungen.

Störungsanfällig ist hingegen die Taktverdichtung zwischen Essen und Bottrop auf sechs Fahrten je Stunde und Richtung: Der Abschnitt zwischen Bottrop und Essen-Dellwig ist nur eingleisig. Schon heute müssen Züge dort oft aufeinander warten. Hier benötigen wir nun umso dringender ein zweites Gleis.

Für den Bottroper Süden könnte ein Haltepunkt Bottrop-Süd mit der S43 eine gute Alternative zum Auto darstellen. Wenn allerdings Großstädte wie Oberhausen, Gelsenkirchen und Dortmund nur über Vonderort und Süd, nicht aber über den Hauptbahnhof angesteuert werden, müssen die beiden Haltepunkte besonders gut an diesen und auch an den ZOB angebunden werden. Leider wurden weder die geplanten neuen Anschlüsse noch der neue Haltepunkt in die ÖPNV-Planungen für Freiheit Escher aufgenommen. Das ist deutlich überarbeitungsbedürftig.

Unverständlich ist, dass die neue Linie keine Schienenverbindung zwischen den Hauptbahnhöfen in Bottrop und Gelsenkirchen herstellt. Laut Plan würde die S43 an keinem der beiden halten. Bisher sind die beiden Bahnhöfe nur durch einen stündlich fahrenden Schnellbus verbunden. Von “schnell” kann aber bei der Staubbelastung der A42 nicht die Rede sein.

Ob die Pläne Realität werden, steht in den Sternen. Bis jetzt haben die Verantwortlichen in Land und Bund laut VRR nicht einmal die Finanzierung des Nahverkehrs auf dem bisherigen Niveau für 2024 sichergestellt. So sieht nämlich die grüne Regierungspraxis für die Verkehrswende aus: Große Ziele, kleine Münze. Da geben sich Vizekanzler Habeck in Berlin und Vize-Ministerpäsidentin Neubaur in Düsseldorf nichts.